Dienstag, 30. Juli 2019

Rezension: Nachtschwärmer von Moira Frank

Ich weiß ehrlich nicht was genau ich schreiben soll, denn ich hatte mich so sehr auf das Buch gefreut. Es wäre mein zweites LGBTQ+ Buch gewesen und ich habe eine schöne Liebesgeschichte erwartet, bei dessen Lesen ich mich einfach reinfallen lassen kann. Auch die Tatsache, dass die Autorin eine Own-Voice Autorin ist (also eine Autorin, die selber lesbisch/bi/queer etc.) ist, ließ bei mir die Spannung steigen. Noch nie zuvor habe ich eine Geschichte über die Liebe zweier Frauen/Mädchen gelesen und ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut, als ich es dann als Buddyread starten konnte.

In der Geschichte geht es um Helena, die bei ihrem Vater und ihrer Stiefmutter aufgewachsen ist. Als sie eines Tages von ihrem bisher unbekannten leiblichen Bruder eine Nachricht bekommt, entwickeln sich daraus eine liebevolle Geschwisterbeziehung. Der Kontakt endet abrupt und Helena muss Wochen später dem schrecklichen Grund herausfinden. Ihr Bruder Lukas ist bei einem Unfall ums Leben gekommen. Als sie mit ihrem Freund Ole über die Sommerferien das Grab besuchen fährt, lernt sie Lukas´ Kumpel kennen – und auch das Mädchen, mit dem Lukas´ zusammen war.

Klingt das nicht nach herzzerreißenden Lesestunden? Zumindest dachte ich es.. Nur leider entpuppte sich das Buch nach einigen Seiten langsam aber stetig zu einer wahren Enttäuschung. Der Schreibstil der Autorin war zwar wirklich flüssig und auch wenn er etwas gewöhnungsbedürftig war – es war fast keine wörtliche Rede eingebaut – war er angenehm und gut zu lesen.

Und dann fingen die Aussagen an, die meiner Meinung nach, alles zerstört haben. Beginnen, taten sie relativ früh und tauchten vermehrt auf:
Allys Bookish Things

Zitat Seite 24: Katta heulte sogar. Sie war so ein Mädchen.

Man könnte meinen, dass das Übertreibung ist, diesen Satz als problematisch zu sehen, jedoch denke ich da primär an die Leute, vor allem Jungen, die sich durch diesen Satz angegriffen fühlen könnten. Weinen, wird hier als eine Handlung angesehen, die nur für, ja was... - schwache Mädchen? - bedacht ist. #schubladendenken
Ich hätte noch darüber hinweg sehen können, wären da nicht ständig weitere Kommentare, die mich (bzw. auch meinem Buddy) wirklich schlucken lassen haben.

Zitat Seite 28: [] Giese, der Alki, erklärte, dass uns die Schule mit frischer Begeisterung [] zurückerwartete.
Zitat Seite 33: „Kur?“ [] „Machen das nicht bloß überforderte Mütter?“ [] Er hatte natürlich vollkommen recht. Ausgebrannte Mütter mit zappeligen Kindern und geschwächten Großeltern mit neuem Hüftgelenk schickte man auf Kur […].

Okay, also abgesehen davon, dass das hier super diskriminierend gegenüber Menschen mit psychischen, körperlichen und Sucht- Problemen war, frage ich mich, warum solche Aussagen in einem Jugendbuch vorkommen? Was hat das für einen Mehrwert?

Sehr oft musste ich auch Worte wie „Arsch“ , „Titten“ und „Schlampe“ etc. lesen und es ist mir ehrlich unbegreiflich, warum solche sexualisierten Wörter in einem Jugendbuch vorkommen müssen? Unter anderem wurde eine Sexszene ganz beiläufig total abwertend erwähnt und hat im Kontext nichts zur Geschichte beigetragen.

Gekrönt wurde das ganze von zwei ganz bestimmten Sätzen bzw. Passagen:

Zitat Seite 92: „Wir sind in Brandenburg Baby. Egal, ob dein Hund oder dein Pferd braun ist, du nennst ihn besser wie den guten alten Führer. Und wenn du ein richtiger deutsche[r] Vorzeigebürger bist, dann bringst du ihm den Hitlergruß bei.“
Zitat Seite 313: […] Isi meinte immer, sie wäre gern bi, weil sie dann Frauen daten und eine Pause von Männern machen könnte.

Ich verstehe nicht ganz – sollte das in irgend einer Form witzig sein?

Was ist mit den Menschen, die ihre Familien durch den Krieg verloren haben? Mit den Menschen, die in diesem Krieg von genau dem Mann verfolgt und getötet wurden?
Was ist mit den Leuten, die Alkoholiker oder psychisch Erkrankte in ihrer Familie haben?
Was ist mit den bisexuellen oder lesbischen Lesern, die sich das letzte Zitat durchlesen und dadurch super gekränkt werden?

Warum werden diese Leute allesamt durch nebenbei erwähnte Sätze so unglaublich diskriminiert?
Es wird alles so urkomisch und witzig dargestellt. Vielleicht wollte die Autorin so, etwas jüngere Leser erreichen, aber was sie meiner Meinung nach geschafft hat, ist den Menschen ihre Würde zu nehmen und Probleme bzw. auch die sexuelle Orientierung bloß zu stellen und sie zu verweichlichen. Für mich persönlich hat das alles das Buch so unglaublich zerstört, dass ich die eigentliche Geschichte nicht genießen konnte.

Das Buch hat knapp 400 Seiten und auf den ersten hundert, sprangen mir so viele verletzende Aussagen entgegen – viele davon habe ich nicht zitiert, das würde den Rahmen sprengen. Allerlei Menschen wurden so gedemütigt, dass ich leider sagen muss: Ich empfehle dieses Buch unter gar keinen Umständen weiter. Ich finde es wirklich schade, dass eine LGBTQ+ (+ Own-Voice) Autorin nicht sensibler mit solche Themen umgehen kann und der Roman leider so viele problematische Inhalte enthält.

Von mir bekommt das Buch 1/5 Sternen...

Samstag, 6. Juli 2019

Rezension: Sohn der Sieben von Justin Travis Call



Als ich das Buch entdeckte und den Klappentext las, wollte ich unbedingt mehr wissen. Welches Geheimnis hat Annev? Und warum ist Magie gefürchtet in Chaenbalu? Außerdem sieht das Cover unglaublich klasse aus und verspricht eine spannende und actionreiche Geschichte.


Der Prolog der knapp 12 Seiten hat, konnte mich wirklich gut überzeugen und ließ mich gut in das Buch einsteigen. Die Geheimnisse und Bräuche der Welt in der Call den Leser entführt werden mysteriös und nach und nach dem Leser nahegebracht. Viele interessante Wesen und Gestalten sind während des Buches aufgetaucht, die der Geschichte einen dunklen und unvergleichlichen Touch verliehen. Auch die Charaktere waren sehr vielschichtig und interessant. Jedoch hatte ich das Gefühl dass wirklich zu viele Charaktere vorkamen und ich irgendwann den Überblick verlor.

Mit knapp 800 Seiten, habe ich nicht erwartet, dass es durchgehend spannend wird, sondern auch mal Szenen vorkommen, in denen man etwas durchatmen kann. Aber es wurde eher zu einer holprigen Achterbahnfahrt. Auf 2 spannende Kapitel kamen leider 5 weniger gute. Über mehrere Seiten verlor sich der Autor in viel zu detaillierten Beschreibungen mancher Dinge oder Geschehnisse, die das Buch teilweise einfach langatmig oder gar langweilig erschienen ließ. Die Gespräche unter den Charakteren hatten einen leicht kindhaften Umgangston, sodass vieles doppelt erklärt oder bestätigt wurde und unnötige Beiträge seitens der Charaktere kamen. 

Gegen Ende des Buches wurde die Handlung wirklich rasant und sehr fesselnd, doch im Nachhinein betrachtet, hätte das Buch etwas gekürzt wahrscheinlich besser gepunktet. Letztendlich kann ich sagen, dass die Idee des Buches wirklich super ist und der Autor unglaublich kreativ und begabt ist, um Fantasy zu schreiben, jedoch gab es einige Mankos, die eine 5 Sterne-Bewertung nicht möglich machen.  Ob ich den zweiten Teil lesen werde, weiß ich leider nicht. Ich warte ab, bis es erscheint und schaue ob die Neugier mich packt. 

Rezension: Der schwarze Thron von Kendare Blake

AllysBookishThings
Nachdem mir die ersten beiden Bände so gut gefallen haben, war ich sehr gespannt auf den dritten und vorletzten Band der Reihe. Die Geschichte um die drei Schwestern hat mich sehr fasziniert und ich war überrascht, dass die Reihe um zwei Teile verlängert wurde.
Zu Beginn der Geschichte fiel es mir etwas schwer in die Geschichte rein zu kommen, da ich nicht mehr ganz in Erinnerung hatte, was genau nochmal in Band eins und zwei passiert ist. Jedoch wurde dieses Problem durch das unglaublich fantastische Setting, die sehr gut durchdachten Charaktere und den echt super flüssigen Schreibstil wett gemacht. Es gab viele spannende und unvorhersehbare Situationen, die mich beim Lesen total gefesselt haben und mich gezwungen haben, weiter zu lesen. Die wechselnden Sichtweisen gaben dem Buch eine wirklich gute Abwechslung, sodass man sich nach jedem Handlungsstrang auf die nächste Schwester und ihre Erlebnisse freuen konnte. Dazu kommt, dass die Charaktere so vielschichtig sind und der Leser den Protagonisten teilweise mit gemischten Gefühlen entgegen kam. Wenn ein Charakter in Band 1 der Liebling war, so kann es gut sein, dass dieser in Band 3 nun am meisten gehasst wird. Die Autorin erzeugte während des Buches sehr gute Übergänge, sodass sich nach und nach alle Stränge sinnvoll zusammen fügten. Meiner Meinung nach ist die Reihe super gut gelungen und lässt mich gespannt auf Band vier warten.

An dieser Stelle vielen herzlichen Dank an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.